| Wilfried Hippen, taz-Bremen, 10. April 2008: Blue Notes auf der Leinwand Das Kino 46 zeigt in einer Reihe mit Jazzfilmen auch "Calexico Next Exit" von Dagie Brundert & Gabriele Kahnert. Bilder zu Tönen zu finden ist immer wieder eine schwierige Aufgabe für Regisseure, die Musikfilme drehen. Die simpelste, aber immer noch erstaunlich effektive Lösung ist natürlich der Konzertfilm, und zurzeit kann man mit "Shine A Light" ein nahezu perfektes Beispiel auf der Leinwand bewundern. In der Filmreihe, die im Kino 46 als Begleitprogramm für die Messe "Jazzahead" läuft, wird mit "My First Name is Maceo" von Markus Gruber solch ein abgefilmter Auftritt gezeigt, und das Publikum bekommt sogar die seltene Gelegenheit, das Abbild mit der Realität zu vergleichen , denn am 20. 4. tritt der Souljazzer Maceo Parker tatsächlich im Kongresszentrum auf. Beliebt sind auch immer wieder die Musikerporträts. In der letzten Aprilwoche wird etwa der dänische Film "Marilyn Mazur - Queen of Percussion" über die dänische Perkussionistin gezeigt, und hierbei entsteht der gleiche Dopplungseffekt, denn auch sie tritt während der Messe auf. Jazzmusiker 
        sind manchmal auch die Protagonisten in Spielfilmen, und stilbildend war 
        hierbei "Bird" von Clint Eastwood, in dem eindrucksvoll das 
        Leben von Charlie Parker dramatisiert wurde. Der afroamerikanische Regisseur 
        Spike Lee ärgerte sich aber so über diesen und ähnliche 
        Produktionen seiner "weißen" Kollegen, in denen seiner 
        Meinung nach schwarze Jazzmusiker auf das Klischee der drogensüchtigen, 
        in der Halbwelt lebenden Freaks reduziert wurden, dass er mit "Mo' 
        Better Blues" einen Gegenentwurf inszenierte, bei dem die Musiker 
        als erfolgreiche urbane Handwerker dargestellt wurden. Das eher dröge 
        als coole Ergebnis dieser Bemühungen kann man in dieser Woche im 
        Kino 46 sehen. Natürlich eignet sich der Jazz auch wunderbar, um 
        als Filmmusik Atmosphäre zu schaffen. So auch in Roger Vadims selten 
        gezeigtem "Gefährliche Liebschaften", der durch den Soundtrack 
        von Thelonious Monk veredelt wurde. Die beiden deutschen Filmemacherinnen Dagie Brundert und Gabriele Kahnert haben auch noch in einem kleinen Provinzstädtchen im Ural und in China Fans der Band gefunden, die in schönster romantischer Tradition von deren zugleich temperamentvollen und klagenden Klängen eingefangen wurden. Der Russe erzählt von der Odyssee, die er bestehen musste, damit er nach einigen gescheiterten Versuchen die Band tatsächlich einmal live sehen konnte. Der Unidozent in China beklagt sich darüber, wie stofflos seine Erfahrungen mit der Musik, die er nur aus dem Internet kennt, zwangsläufig sein müssen. Ein Paar aus der ehemaligen DDR ist permanent auf der Suche nach dem perfekten Konzert, während ein Sammler stolz seine 192 gebrannten CDs von Auftritten der Band zeigt. Ein Berliner philosophiert darüber, welches T-Shirt bei welchem Konzert getragen werden sollte, und in dem Städtchen "Calexico" an der kalifornisch-mexikanischen Grenze tritt die Band zum ersten Mal auf. All diese Geschichten erzählt der Film im gelassenen, angenehm melancholischen Rhythmus der Band, die nur selten in den Vordergrund gerückt wird, und gerade dadurch um so eindrucksvoller wirkt. |