Weisses Wunderrauschen im Polyversum
28. Januar 2001. Zweidrittel FBI zu Gast in ILSES ERIKA, Leipzig. www.fernsehenmachtschoen.de

"Super 8 ist für uns ein wirklich großes Medium – der Größe unserer Leidenschaft und der Mythen, die das Kino und unser Leben umtreiben, entsprechend." Ramona Welsh und Dagie Brundert wagen große Sprüche, und vor allem lassen sie sich nie lange bitten, den großen Sprüchen auch große Taten folgen zu lassen. Und so werden sie uns am Sonntag, den 28.01.2001 in ihr Super-8-Polyversum entführen, und wer einmal einen Blick hineinwarf, der wird, so ist es mit den meisten Polyversen, niemals mehr der oder die Gleiche sein.
In unserem speziellen Fall: Wer einmal im flackernden Licht ihrer Super-8-Projektionen ansichtig wurde, wird sich fragen, warum er selbst nicht schon längst in die Tat umgesetzt hat, was da seit Jahren an Filmideen im Hinterkopf spukt. Die Filme von Dagie und Ramona sind von einer Leichtigkeit, die sie aussehen läßt, als wären sie buchstäblich im Handumdrehn entstanden. Sie erzählen Geschichten, die sich gratwandernd zwischen Kult und Absurdität bewegen. (...)

Mir schleicht sich da jedesmal ein verzaubertes Lächeln auf die Lippen, weil diese Filme so dermaßen versponnen, verspielt und selbstbewußt amateurhaft gemacht sind, daß hinter jeder Rolle ein großes "und jetzt Du!" montiert zu sein scheint. Hier geht es nicht darum, technische Finessen vorzuführen (obwohl beide da einiges vorführen könnten, von der Aufnahme über die Entwicklung und den Schnitt machen sie alles selbst), sondern schlicht und einfach darum, Bilder und Geschichten in die Welt zu werfen, die von mehr als diesem unseren kleinen Universum künden.

Und weil es in diesem Universum viel zu selten Gelegenheit gab, diese Filme zu zeigen, gründeten beide zusammen mit Pamela Homann 1994 die FBI (= Freie Berliner Ischen) und zeigten gemeinsam ihre und andere Super-8-Filme in der Berliner Aktionsgalerie. Diese Abende schrieben – darauf bestehen die Dabeigewesenen – Geschichte. Leider sind sie es inzwischen auch. Zuerst veranstalteten die Ischen ihre Abende einmal monatlich, doch nach etwa einem Jahr, mangels Nachschubs an guten Filmen, verlangsamte man den Veranstaltungsrhythmus auf einmal alle acht Wochen (in etwa). Seit 1997 nun gehen die drei ischen getrennte Wege, aber für besondere Anlässe wird gerne mal wieder der Projektor unter den Arm geklemmt, um sich und uns in Paralleluniversen zu projizieren.