Verena Reygers, Neue Osnabrücker Zeitung, 19. Oktober 2007

Routenplaner Sehnsucht
In „Calexico Next Exit“ überwinden Musikliebhaber Grenzen

[...]
Grenzgänger, das Motto des diesjährigen Unabhängigen Filmfestes, trifft musikalisch bei keiner Band so zu wie bei Calexico. Benannt nach einer mexikanisch-amerikanischen Grenzstadt mixen sie einen grenzübergreifenden Sound. Und obwohl ihre frühen Songs der Wüste, der Grenze und der mexikanischen Einwanderungs-problematik gewidmet sind, funktioniert ihre Musik überall auf der Welt. Sie funktioniert bei Sergey Nagaev aus dem russischen Izhevsk genauso wie bei Angelika und Rainer Ossowski aus Lörrach, bei Matthias Holst aus Berlin oder Xu Zuowei aus China. Sergeys Begeisterung geht sogar so weit, dass er seine Familie unter den Arm packt und sich allen Widrigkeiten zum Trotz aufmacht, Calexico live in Berlin zu sehen. Sergey, der nie aus seiner Stadt am Ural herausgekommen ist.

Calexico Next Exit ist kein Bandfilm, ein Roadmovie aber irgendwie schon. Denn unterwegs sind sie hier alle. Auf Autobahnen, im Zug, auf dem Weg in die nächste Stadt oder weiter. Brundert und Kahnert sehen dahinter vor allem die Möglichkeit, die eingetretenen Pfade zu verlassen und sich vom Leben überraschen zu lassen:
„Wir nehmen die nächste Ausfahrt rechts, Calexico next exit, und lassen uns überraschen, was da so kommt.“

Auf einem Konzert vor vier Jahren wurden die Filmemacherinnen von dem cineastischen Potential Calexicos infiziert. „Die Schönheit der Instrumentals und die Geschichten rund um die Band und die Musik, das hat uns nicht mehr losgelassen,“ erklärt Gabriele Kahnert die Magie der Band aus Tucson, Arizona.

Bordercrossers, Grenzgänger, nennen Calexico sich selbst.Wer mit seiner Musik selbst Grenzen überspringt, zeigt auch anderen dass es möglich ist, die eigenen Grenzen zu überwinden, um seinen Träumen näher zu kommen.
Anders als bei der Band, von denen kaum mehr die Hinterreifen ihres Vans und ein paar Konzertschnipsel zu sehen sind, zeigen Dagie Brundert und Gabriele Kahnert ihre Calexico-Fans unmittelbar zwischen kistenweise gestapelten Cds und sorgsam gehüteten Konzert-Tshirts. Um Zuschaustellung kauziger Obsessionen geht es deshalb aber nicht.

„Eigentlich geht es um Sehnsucht, und dass dies ein Motor sein kann, das Leben zu ändern, aus den Grenzen, die man sich selber gesteckt hat oder die einem von außen gesetzt wurde, auszubrechen.“ Um dorthin zu gehen, wo die Musik ist, oder das Herz – je nachdem.